Programmierer aus Indien: Wie gut sind sie wirklich?

Programmierer aus Indien: Wie gut sind sie wirklich?

Softwareentwicklung in Indien ist ein Thema, das immer mehr Agenturen, IT-Dienstleister und IT-Abteilungen interessiert.

Das liegt auch daran, dass der Bedarf an Digital-Dienstleistungen immer weiter steigt. Fast jeder scheint ein Budget zu haben. Sei es der Staat, der nach einer Digitalisierung der Wirtschaft ruft, oder die Wirtschaft selbst, welche die Herausforderung in der IT sieht.

Um diese Herausforderungen jedoch zu stemmen braucht es genug Entwickler, welche die notwendigen Anwendungen erstellen.

Eine gute Möglichkeit ist der Subkontinent. Seit Jahren – besser gesagt, seit Jahrzehnten – gibt es dort einen Fokus auf die IT-Industrie.

Im Beitrag mehr Informationen zu Programmierern aus dem Subkontinent und die unterschiedlichen Möglichkeiten mit Teams dort zusammenzuarbeiten.

Einführung

In den 80er und 90er Jahren gab es in Indien zwar viele Ingenieursabsolventen, Jobs für diese gab es jedoch nur sehr wenige.

Auf der anderen Seite entstanden zu dieser Zeit immer mehr Unternehmen im IT-Bereich in den USA. Microsoft, Oracle, Apple sind nur einige bekannte Beispiele.

Diese hatten unter anderem Schwierigkeiten an Fachkräfte zu kommen, da das Wachstum stark war und die Absolventen im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) eher gering waren.

Findige Unternehmer fanden jedoch schnell heraus, dass es in Indien viele unbeschäftigte Ingenieure gab, welche man ausbilden könnte und welche dann für diese Unternehmen aus den USA arbeiten könnten.

In den Anfangsjahren waren noch riessige Satelliten notwendig, welche man sich teuer installieren musste. Gleichzeitig waren die Übertragungsraten extremst teuer.

Dennoch hat sich das Unterfangen gelohnt, denn der Bedarf war sehr hoch. Auch diese hohen Hürden schreckten vor einer Zusammenarbeit nicht ab.

Entstehung grosser IT-Konzerne

Durch den hohen Bedarf entstanden auch immer mehr Startups zu dieser Zeit, welche Outsourcing Dienstleistungen anboten.

Gute Beispiele sind Infosys und Wipro. Beide Unternehmen beschäftigen heutzutage mehrere Hunderttausend Softwareentwickler.

In den Anfangsjahren hat es die meisten, heute großen, Unternehmen schwer.

Jedoch besonders in den Jahren 1990 bis 2010 sind diese Unternehmen rasant gewachsen.

Verbesserte Kommunikationswerkzeuge

Heutzutage sind die Schwierigkeiten aus der Vergangenheit fast schon komplett ausgemerzt.

Werkzeuge wie Skype (Voice over IP, Videoübertragung und Chat) sind kostenfrei zu nutzen und funktionieren fast schon einwandfrei.

Weitere Werkzeuge, die eine gute Kommunikation sicherstellen:

  • Trello: Eine kostenfreie Onlinesoftware, mit der man Aufgaben verteilen kann.
  • TeamViewer: Diese Software ist in der nicht-kommerziellen Version kostenfrei. Damit lassen sich ganz einfach Computer mit anderen Nutzern teilen und diese können den Rechner des Gegenübers kontrollieren. Gut wenn man schnell mal was auf dem Rechner des anderen durchschauen/ testen möchte.

Die Liste lässt sich noch sehr viel weiter fortführen.

Nicht nur das. Auch die Internetverbindungen sind schneller und gleichzeitig viel günstiger geworden.

Das hat zu einem regelrechten Boom geführt. Heute sind mehr als 3 Millionen Softwareentwickler auf dem Subkontinent beschäftigt. (Quelle: NASSCOM, IT-Dachverband)

Möglichkeiten der Zusammenarbeit

Heutzutage gibt es sehr viele Möglichkeiten mit Teams in Indien zusammenzuarbeiten. Hier werden drei Wege aufgezeigt:

1) Auf Projektbasis (Wasserfall Methode): Hier gibt man Softwareprojekte als Ganzes ab. In manchen Fällen werden auch Lastenhefte und Pflichtenhefte erstellt. Die komplette Entwicklung wird von dem Team auf dem Subkontinent übernommen.

ein. Vorteil:
i. Genaue Kostenübersicht und daher Vergleich möglich: Was zahlt man in Deutschland, was zahlt man dort?
b. Nachteil:
i. Black Box: Man weiß nicht unbedingt, wer an dem Projekt arbeiten wird. Erhält man auch hochqualitativ hochwertige Arbeiten?

2) Entwickler einzeln über den Dienstleister anstellen: Dies scheint mir persönlich immer noch der beste Weg zu sein (Disclaimer: Das bietet auch unser Unternehmen an). Hier stellt man langfristig Programmierer ein, welche dann an den eigenen Projekten arbeiten.

ein. Vorteil:
i. Die IT-Experten eigenen sich mit der Zeit die Anforderungen an Qualität und Unternehmenskultur an.
b. Nachteil:
i. Lohnt sich nur für Unternehmen welche ständig IT Aufgaben haben.

3) Agiler Ansatz: Auch dies ist ein erfolgsversprechender Ansatz. Hier wird in Sprints (meist vierwöchige Entwicklungsabschnitte) programmiert und Ergebnisse geliefert.

ein. Vorteil:
i. Man erhält schnell verwertbare Funktionalitäten
b. Nachteil:
i. Ähnlich wie bei der Wasserfallmethode weiß man nicht, wer an den Projekten arbeiten wird.

Wie sieht es mit kulturellen Unterschieden aus?

Die Welt nähert sich immer weiter an. Heutzutage fiebert man nicht nur in Europa und in den USA, den neuesten Hollywood-Blockbustern entgegen, sondern auch in ganz Südasien.

Auch im Fernsehen haben amerikanische und weltweite Sender (BBC beispielsweise) ihren Platz, neben den indischen Sendern gefunden.

Fast alle nutzen WhatsApp, Facebook und ähnliche Plattformen.

Auch die Essensgewohnheiten gehen über zu McDonalds und Co.

Die kulturelle Nähe entsteht auch nicht wirklich direkt, aber über Umwege über die amerikanische Kultur.

Die Lebensgewohnheiten gleichen sich auch immer weiter an.

Dennoch: Ein Deutscher und auch ein Inder wird kein Amerikaner, nur weil er oder sie Filme oder Essen von dort ist. Kleine Unterschiede gibt es natürlich immer. Ein gewisses Fingerspitzengefühl müssen daher beide Seiten mitbringen.

In Südasien ist man eher indirekt, während man in Mitteleuropa eher sehr direkt ist.

Aber auch solche Unterschiede lassen sich bewältigen, besonders wenn man langfristig miteinander zusammenarbeitet.

Wie stark sind Experten von dort?

Auf der einen Seite gibt es die, welche Zweifel haben, ob es mit Indien wirklich klappen kann. Man hörte lange Zeit nicht nur Positives vom Subkontinent, wenn es um Softwareentwicklung ging. Das ändert sich jedoch langsam.

Personen die schon mehr mit diesem südasiatischen Land und der Industrie zu tun gehabt haben, wissen, dass es dort Entwicklungszentren von Google, Amazon, Bosch, SAP, bis hin zu kleineren IT Dienstleistern gibt, welche dort erfolgreich Teams beschäftigen.

Die Frage ist auch gar nicht mehr, wie gut Experten von dort sind. Eher ist es wichtig, die richtigen Mitarbeiter zu finden und diese einzustellen. Bei YUHIRO haben wir die Erfahrung gemacht, dass wenn man die richtigen IT Experten findet, diese dann auch zu einem wichtigen Teil des Teams in Deutschland werden.

Was man jedoch auch merkt: In Bereichen wie Frontend-Entwicklung sind die IT-Experten aus Südasien dann doch nicht so gut. Beispielsweise in Gebieten wie UX (User Interface Design, neudeutsch für Oberflächen Design), UX (User Experience, neudeutsch für Nutzererlebnis) sind diese nicht ganz so stark.

Wenn es jedoch um „normales“ Photoshop und HTML, CSS, JavaScript geht, dann sind auch Experten aus dem Subkontinent gut.

Welche Technologien kann man dort gut finden?

Obwohl Indien einen Fokus auf IT hat, kann man dennoch sagen, dass es im Land eine weitere Spezialisierung auf bestimmte Technologien hat.

Beispielsweise findet man Experten mit einem Webentwicklungs-Hintergrund einfacher, als zum Beispiel einen Embedded Software Spezialisten.

Hier eine Übersicht über Experten, welche man gut findet:

  • PHP-Entwickler
  • PHP-Rahmenwerke (Laravel, Zend, Symfony, YII)
  • ASP.NET (C#, MVC, Web API)
  • Android
  • iOS
  • Onlineshop Lösungen (Magento, WooCommerce, xt:Commerce)
  • Inhaltsverwaltungssysteme (WordPress, Drupal)

Mittelschwer sind folgende Bereiche:

  • Xamarin
  • Java
  • C#.NET (Entwicklung für Desktopanwendungen)
  • Full Stack Entwickler

Schwer:

  • Eingebettete Entwickler
  • Desktopapplikationsentwickler
  • Entwickler mit unterschiedlichen Experten-Schwerpunkten (beispielsweise Android und PHP)

Fazit

Der Subkontinent ist ein interessanter Standort, um Softwareentwicklungsteams aufzubauen.
Meine Erfahrung ist, dass wenn man sich die Zeit lässt, gute IT Experten zu finden, dann klappt die Zusammenarbeit auch.

Interessante Links:
Erfahrungen mit indischen IT-Experten
Tipps für das Outsourcing nach Indien

Bildquelle: Flickr.com/ Niyam/ Enterprise 2.0


Autor: Sascha Thattil ist Geschäftsführer bei YUHIRO und unterstützt Unternehmen beim einfachen Aufbau von Entwickler-Teams in Indien. YUHIRO, ein deutsch-indisches Unternehmen, stellt Programmierer für Agenturen, IT Dienstleister und IT Abteilungen bereit.

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